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2006. Ich wohne in Auckland, Mission Bay, 10 Minuten vom Meer entfernt; die ganze Stadt schlängelt sich um die Küste, um Buchten und Landzungen. Mit im Haus leben John, Karlene, ihr Baby Leitupo und die Niederländerin Monique. John ist Outrigger Kanu Paddler und geht ganz in seinem Sport auf. Muss er wohl auch, von olle Karlene kommt die Liebe jedenfalls nicht in Eimern. Sie ist eher die 'self-contained unit', in die jetzt das Baby mit aufgenommen wurde. Beide sind für sich ganz in Ordnung, nicht gerade die Kommunikativsten, er noch mehr als sie. Monique ist dafür eine wirklich liebenswerte, patente Niederländerin, nur wenig älter als ich, ziemlich gut drauf. Sie arbeitet hier.

Lei hat immer schicke Klamotten an.

Good old me: Ich bemühe mich, möglichst oft in die Bibliothek zu fahren. Mit dem Fahrrad, das ich mir vor Weihnachten gekauft habe, immer noch billiger als Bus fahren. Macht auch mehr Spaß, besonders die Hügel sind ne echte Herausforderung. Nur krass, wie ich mir manchmal einen abhechle. Mehr dazu siehe Bild ganz unten.

Ich lese verdammt viel. Für meine Magisterarbeit lese ich besonders Maori Literatur (in Englisch), krieg aber hier insgesamt nen Eindruck davon, was im Pazifik so abgeht. In dieser Hinsicht ist mein Besuch hier schon ne echte Offenbarung. Vielleicht hat sich meine Perspektive geändert, durch Zeit (mehrere Jahre sind vergangen seit ich das letzte Mal hier war), Ort (ich bin fast nur in Auckland, eine Stadt, die sowas wie das Tor Neuseelands zum Pazifik ist, hab ich den Eindruck), mein Umfeld (John z.B. ist Neuseeländer samoanischer Herkunft). Vielleicht haben sich die Dinge hier aber auch verändert. Jedenfalls erleb ich Neuseeland oder Aotearoa, wie das Land auch bewusst in Antithese zum europäischen Namen genannt wird, viel mehr als Teil des pazifischen Raums. Vor allem vonseiten der Maori, deren Vorfahren schon aus dem nördlichen Pazifik nach Neuseeland emigriert sind, (die waren schon lange in der Seefahrt bewandert und sind gezielt hierher -nach vorheriger Expedition- emigriert), bevor sich die Europäer über ihren Tellerand gewagt haben, kommt die Einordnung, die Verbindung zu anderen Kulturen im Pazifik. Leben hier ist einfach anders als in Europa oder anderswo auf der Welt. Ich lese viel Literatur, in der Autoren mahnen, dass es hier viele Kulturen zu erhalten gibt, sich die Menschen gedanklich dekolonisieren müssen. Viele Stimmen werden laut, die erinnern, dass es andere Werte als die er Europäer gibt.
Von der anderen Seite der Welt kommend, mit ganz anderem Blickfeld, bin ich noch ganz erstaunt, was es hier für eine eigene Welt ist. Dabei bekommt man hier schon mit, dass es in Paris Krawalle gibt, oder dass Deutschland seine erste Kanzlerin hat. Auch Diana Gedenktellerchen und -CDs (mit Elton Johns Marylin Monroe Recycling) sind zu finden. Insgesamt erleb ich hier aber eine Wirklichkeit, in der Menschen sich -mal mehr, mal weniger bewusst- nicht darum kümmern, was in Europa oder Amiland gerade der bunte Hund ist. Für mich kommt das ähnlich wie die Erkenntnis, dass die Griechen anders Auto fahren als die Deutschen und selten Motorradhelme tragen (ja sind denn die verrückt?!), nur größer. Natürlich ist es theoretisch möglich, die Dinge anders zu sehen, zu erleben, wie Menschen genau das tun ist doch immer wieder ein Erlebnis.
Und was das Faszinierende dabei ist: ich stelle fest, ich bin verdammt vergesslich. Mit der Sensation des Andersdenkens kommt langsam auch die Erinnerung, dass ich es garantiert schon mal getan habe; das Bewusstsein ist im Alltag zuhaus nur irgendwie entschwunden. Nicht zuletzt deshalb halte ich fest: Reisen macht Sinn. Wer fährt mit mir zu den Cook Inseln?

...hier ist Rangitoto zu sehen, eine Insel mit Vulkan, einem der vielen hier oben im Norden. Sie sind für die Unmengen von Hügeln verantwortlich, mit denen ich auf meinem Weg mit dem Fahrrad durch die Stadt zu kämpfen habe. Ca. Ende Januar habe ich Beine wie Jan Ulrich und bin reif für Team Telecom. Abends schlafe ich ausgezeichnet.

auch hier ist wieder Rangitoto im Hintergrund. Rechts ist die Landzunge, um die sich die Straße in die Innenstadt schlängelt. Hier laufe ich fast jeden zweiten Tag lang, auch gerne im Regen. Manchmal bei Windstärken so stark, dass ich meinen MP3 Player auf batteriefressende Lautstärke 25 stellen muss. Dafür sind an solchen Tagen weniger der anderen Fitnessfreaks unterwegs, manchmal sind es so viele, die selbst bei praller Sonne den Asphaltbürgersteig rauf und runter laufen, dass ich mich frage, aus welchem Loch die alle rausgelassen werden bei schönem Wetter.

hier ist nochmal die gleiche Straße, diesmal ist auf dem Wasser ein Outrigger Kanu zu sehen, nur klein, aber immerhin. Der Outrigger ist der kleine Seitenarm, der das schmale Kanu stabilisiert. Ein Team aus Johns Club, der etwa Hinter dem Busch ist, beim Training.

hier noch eine letzte exquisite Auckland Aussicht. Etwa bei dem Skytower im Hintergrund liegen meine Bibliotheken und alle verlockenden Läden. Ich fahre also an Bibliothekstagen erstmal ordentlich bergab, dann am Meer entlang und dann über die Brücke, die hier zu sehen ist. Neulich bin ich von Mission Bay nach Centre City gelaufen, weil ich so dermaßen die Schnauze voll vom Fahrradfahren hatte, vor allem weil es mich an windigen Tagen bald vom Rad schmeißt. Eine Stunde hin, zurück wollte ich zumindest teilweise den Bus nehmen, der kam nicht, so dass ich schließlich wieder nach Hause gelaufen bin und nachher Blasen an den Füßen hatte. Naja, die Aussichten sind es wert.